Herausforderung Mediation

Der Tag der Mediation ist Anlass zu Reflexion, zum wertschätzend kritischen Blick auf diesen anspruchsvollen Weg der Konfliktlösung.

Worin liegen die Herausforderungen?

Mediation bedeutet Begegnung.

Das heißt, ich setze mich mit der Person mit der ich einen Konflikt habe an einen Tisch. Ich lasse mich darauf ein, daß diese Person mit ihren Worten, ihren Emotionen für mich – wieder – spürbar wird. Das kann auch bedeuten, dass Verletzungen wieder aktualisiert werden. Bevor sie heilen können.Das heißt aber auch, ich begegne mir mit meiner Geschichte, meine Einstellungen, meinen Gefühlen. Auch da können Schattenbilder in Bewegung kommen, die – scheinbar schon lange – still gestanden sind.

Mediation bedeutet Kommunikation.

Ein früheres Miteinander wurde unterbrochen, die Verbindung ist abgerissen. Jetzt läuft der Gesprächsfaden zumindest zu Beginn über eine dritte Person, um überhaupt wieder aufgenommen werden zu können. Hier wird wiederholt, geklärt, übersetzt, entschleunigt. Hier kann auch Sprachlosigkeit Worte bekommen. Sobald der Faden wieder genügend Spannkraft hat, kann er auch den direkten Weg nehmen. So kann wieder ein Beziehungsnetz geknüpft werden, vielleicht auch nur, um es jetzt geordnet zu lösen.

Mediation bedeutet Bewegung.

Am Beginn scheinbar unverrückbare Standpunkte. In deren Starre steckt viel Energie. Jetzt bedarf es einer Schubumkehr, auf allen Seiten. Der erste Schritt geht in die Richtung der eigenen Bedürfnisse: Worum geht es mir wirklich? Was brauche ich? Diese (Selbst-)Erkenntnis ermöglicht dann den Einblick in die Gegenposition. Aus Konflikt kann Verstehen wachsen. Diese Distanzierung von meinem Selbst ermöglicht den Schritt in die Transzendenz – die Hinordnung auf eine gemeinsame Lösung.

Mediation wirkt.

Mut, Vertrauen, Zuversicht – unseren Ängsten mit Trotzmacht begegnen

„Mut kann man nicht kaufen“ – Ja, stimmt. Doch Mut kann entwickelt werden. Viktor Frankl, der Wiener Psychiater und Begründer der Existenzanalyse und Logotherapie, der 3. Wiener Schule der Psychotherapie, hat den weisen – und humorvollen Satz formuliert: „Ich muss mir von mir selber nicht alles gefallen lassen!“ Das bedeutet, auch wenn ich vielleicht auf Grund meiner erblichen Disposition und meiner bisherigen Erfahrungen eher zu der Kategorie der ängstlichen Menschen gehöre, so ist dies kein unabänderliches Schicksal. Auch ich kann Mut zu Veränderungen entwickeln, kann in kritischen Situationen Zivilcourage zeigen und damit mein Selbstwertgefühl und meine Lebenszufriedenheit verbessern. Die aktuellen Erkenntnisse der Neurobiologie bestätigen: Wir können uns bis zuletzt weiterentwickeln.
Mut bedeutet, dass man sich traut und fähig ist, etwas zu wagen, das heißt, sich in eine gefahrenhaltige, mit Unsicherheiten verbundene Situation zu begeben. Motivationsquelle für Mut ist ein lohnendes, attraktives Ziel. Mit dieser leuchtenden Vision vor Augen wird es mir gelingen, meine Ressourcen aus den verschiedensten Bereichen – Einstellungen, Fähigkeiten und Erfahrungen – zu bündeln, um über die Mauer der Angst zu springen.
Jede gelungen Mutprobe ist eine „Vitaminbombe“ für mein Selbstvertrauen. Schritt für Schritt nähere ich mich also dann immer größeren Hürden. Meine Handlungsmöglichkeiten erweitern sich, mein Vertrauen in das Gelingen meines Lebens wächst, trotz widriger Rahmenbedingungen. Jede getroffene Entscheidung ist letztendlich ein Schritt zu mehr Mut und (Selbst-)Vertrauen, ein Ausdruck von Zuversicht in das Gelingen, in die Möglichkeit der Verbesserung meiner Lebens- und Arbeitssituation.
Hinweis: Vortrag zum Thema am 18.10.2016, 19.00 Uhr im Club Alpha, 1010 Wien

Respekt – das gute Maß für ein konstruktives Miteinander

Schon allein das Wort schafft Distanz. Nicht um sich aus den Augen zu verlieren, sondern viel mehr um mehr vom anderen sehen zu können. Zu große Nähe  reduziert den Gesamteindruck. Respekt ermöglicht eine ganzheitliches Bild der Person – und ist damit Voraussetzung für Höflichkeit und Wertschätzung. Wenn ich meinem Gegenüber – egal ob vorgesetzt oder auf kollegialer Ebene – nicht nur in die Augen schaue, sondern die Person mit all ihren Fähigkeiten, Verhaltensweisen und Einstellungen sehe, wird die Kommunikation in guten und schwierigeren Tagen besser gelingen.  Auch wenn es punktuell Meinungsverschiedenheiten, Mißverständnisse oder Konflikte gibt, so behalte ich Dank des Respektabstandes den ganzen Menschen im Blick – und der ist viel mehr als der  Anlass für meinen momentanen Ärger und Stress.

Dieser gute Abstand ist nicht an ein „Sie“ in der Anrede gebunden – doch mitunter erleichtert dieser Formalabstand auch die Einhaltung der Spielregeln. Es gibt Menschen, die einem – Kraft ihrer Position oder ihrer Rolle im System – Respekt einflößen. Insignien der Macht verstärken diese Distanz: die Erreichbarkeit ist limitiert, die „Redezeit“ ist begrenzt, die persönliche Begegnung mehr Gnadenakt als Miteinander. Aufgabe dieser „WürdenträgerInnen“ ist es dann, ihrerseits vertrauensbildende Maßnahmen zu setzen, den Respektabstand von ihrer Seite aus auf ein konstruktives Maß zu reduzieren.

Gleichermaßen herausfordernd ist es, in Systemen mit sehr flachen Hierarchien eine gute Balance zwischen Nähe und Distanz zu finden. Fließende Grenzen zwischen Kollegialität und Freundschaft verführen leicht zu Vermeidung von Konflikten, um die Komfortzone nicht zu gefährden. Damit geht aber  unter Umständen die Chance auf Weiterentwicklung verloren – das Potential einer guten  Konfliktlösung.

Damit Respekt nicht zum technischen Abstandshalter reduziert wird, sondern als belebendes Beziehungsvitamin gelebt wird, ist es hilfreich, auch immer wieder die respektvollen Umgang mit sich selbst zu überprüfen. Ein liebevoll-wertschätzender Blick auf das eigene Tun und Denken aus der Vogelperspektive ermöglicht nicht nur kleine oder auch größere Korrekturen. Dieser Blick nährt auch die Toleranz für ein konstruktives Miteinander im beruflichen und privaten Kontext.

Das Leid mit dem Leitbild

In vielen Unternehmen sind in den letzten Jahren sogenannte Leitbilder erstellt worden. Teilweise sogar mit nicht unerheblicher externer Unterstützung. Auch Unternehmen wie VW, Hypo Alpe Adria, MEL, AWD ,… können auf entsprechende Hochglanzbroschüren verweisen.

Manche KollegInnen behaupten sogar, sie kennen überhaupt kein Unternehmen, in dem die Einführung eines Leitbilds oder von Führungsgrundsätzen eine greifbare positive Wirkung gehabt hätte: Denn auch die sorgfältigste Beschreibung, wie man die Welt gerne hätte, kann nicht bewirken, dass die Welt so wird. Im günstigsten Fall geht der Alltag über Leitbilder, Führungsgrundsätze etc. schlicht hinweg, im ungünstigeren richten sie sogar Schaden an (wenn zB Anspruch und Realität soweit auseinander klaffen, dass MitarbeiterInnen nur noch in Verbitterung oder Zynismus verfallen).

Ein Leitbild soll Orientierung geben – und zwar vor allem der Organisation. „PR- Sprüche“ und „Marketing- Schmähs“ haben dort nichts verloren! Und ein gutes Leitbild ist maximal eine Seite lang und gut verständlich. Und es ist niemals „fertig“.

Ein funktionales Leitbild besteht aus drei Elementen:

  1. unternehmerische Vision
  2. unternehmerische Mission
  3. geteilte Werte

Die unternehmerische Vision ist ein qualitatives Ziel – ein Idealzustand. Sie ist keine Illusion, sondern ein in absehbarer Zeit (10 bis 15 Jahre) tatsächlich – wenn auch mit Anstrengung- erreichbares Ziel.
Die unternehmerische Mission bezeugt die Daseinsberechtigung des Unternehmens, ein Art Legitimation. Die Mission soll beschreiben, was das Unternehmen primär tut, welchen Nutzen es damit generiert und weshalb es sich in der Lage fühlt, genau dies zu leisten. Eine Mission ist entsprechend dreiteilig, im Sinne von: Aufgabe – Kundennutzen – Begründung.
Das dritte Element eines guten Leitbilds sind die geteilten Werte. Bei deren Formulierung besteht die Gefahr, dass Allgemeinplätze postuliert werden. Es ist wichtig, dass die Werte die Grundhaltung des Unternehmens, seiner Führung und seiner MitarbeiterInnen widerspiegeln und ihren Niederschlag in der täglichen Arbeit finden. Diese Werte bilden die Grundlage der tatsächlichen Unternehmenskultur ab.

Und daher ist de Entwicklung eine Leitbilds der Beginn eines gemeinsamen Weges: immer wieder muss es an die Realität angepasst werden und die Ausrichtung, die Einhaltung der Werte und die Mission überprüft werden. Das Leitbild eines Unternehmens ist der wesentliche und grundlegende Arbeitsauftrag für die Unternehmensführung und wichtige Orientierung für alle!

Wozu Unternehmen Werte brauchen

Wir rufen nach Werten. Der ehrbare Kaufmann soll wieder regieren, die Menschlichkeit soll wieder in die Chefetagen einziehen, wir brauchen wieder eine Orientierung.
Das sind Forderungen, die – Angesichts von Skandalen wie Hypo Alpe Adria, Telekom Austria, VW, Deutsche Bank, General Motors, Goldman Sachs, Lehman Brothers, Enron u.v.m.– immer wieder laut werden.

Was sind überhaupt Werte? Wir finden sie im Handeln der Menschen, nicht in ihren Worten. Für Unternehmen gilt dasselbe.

Mitarbeiter haben dafür ein feines Gespür: Sie glauben nur die Werte, die aus Taten sprechen, alles andere spielt dabei überhaupt keine Rolle. Wenn zum Beispiel jemand entlassen wird, dann schauen sie, wie und warum das geschah – und entdecken so die tatsächlich gelebten Werte. Sind diese nicht deckungsgleich mit den wohl formulierten Leitlinien, dann verlieren Führungskräfte ihre Glaubwürdigkeit – und die Loyalität der Mitarbeiter.

Aber nicht nur bei den Mitarbeite geht bei fehlenden Werten jegliches Vertrauen verloren: auch Kunden und Lieferanten müssen sich darauf verlassen können, daß das, was ein Unternehmen verspricht auch gehalten wird. Und wenn ein Unternehmen bei Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten das Vertrauen verliert, ist es nicht mehr überlebensfähig!

Aktuelle Studien zeigen sogar, dass Unternehmen, die ihre Werte pflegen und hochhalten, mittel- und langfristig wesentlich erfolgreicher sind als andere. Für Viktor Frankl findet sich der Sinn eines Menschen darin, dass er seine Werte verwirklicht und umsetzt. Das gilt auch für Unternehmen!

 

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